Kriegsberichte

Im Kaiserreich werden erste »Kriegserfolge« glorifiziert1.9. Kriegsmeldungen 1_Volksstimme (Magdeburg)_Sozialdemokratie1914

30.000, 70.000 Gefangene – die offiziellen »Erfolgsmeldungen« der Armee erscheinen auch in sozialdemokratischen Zeitungen. Ausschnitte der »Volksstimme« (Magdeburg) und der »Volkswacht« für Schlesien, Posen und die Nachbargebiete vom 1. September 1914.

30.000, 70.000 Gefangene – die offiziellen »Erfolgsmeldungen« der Armee erscheinen auch in sozialdemokratischen Zeitungen. Ausschnitte der »Volksstimme« (Magdeburg) und der »Volkswacht« für Schlesien, Posen und die Nachbargebiete vom 1. September 1914.

Entsprechend den amtlichen Bekanntmachungen vermeldeten auch sozialdemokratische Zeitungen große Erfolge vom Kriegsgeschehen im Osten und im Westen. Mitunter reichten die Schlagzeilen in ihrem Patriotismus und der mitschwingenden Siegesgewissheit an die Meldungen der konservativen Presse heran. Zwar wurde Russland weiterhin als Hauptaggressor und -gegner beschrieben, aber auch die Polemiken gegen England und Frankreich nahmen zu. Parolen wie »Nach Paris!« waren zu lesen. Dennoch greift dieses Bild zu kurz: Neben Siegesnachrichten veröffentlichten sozialdemokratische Zeitungen weiterhin Aufrufe zur Mäßigung und Appelle an die Menschlichkeit im Kriege, insbesondere nachdem Nachrichten aus Belgien über das brutale Vorgehen der deutschen Soldaten gegen die Zivilbevölkerung eingetroffen waren. Zudem wurde die Hoffnung auf eine schnelle Kriegsentscheidung und anschließenden Frieden zwischen den Völkern nicht gänzlich aufgegeben.[1] Dass diese Stimmen nicht der strengen Zensur anheimfielen, war keine Selbstverständlichkeit. Hierbei half auch die geschickte Einbindung in eine national ausgerichtete Rhetorik.

Gegen die öffentliche Verhöhnung von Kriegsgefangenen. »Volksstimme« (Magdeburg) vom 1. September 1914.

Gegen die öffentliche Verhöhnung von Kriegsgefangenen. »Volksstimme« (Magdeburg) vom 1. September 1914.

Ausschnitt aus dem Appell des »Lübecker Volksboten« vom 25. August 1914, die Menschlichkeit im Kriege nicht aufzugeben und nicht der Barbarei zu verfallen.

Ausschnitt aus dem Appell des »Lübecker Volksboten« vom 25. August 1914, die Menschlichkeit im Kriege nicht aufzugeben und nicht der Barbarei zu verfallen.

[1] Vgl. Wolfgang Kruse, Krieg und nationale Integration. Eine Neuinterpretation des sozialdemokratischen Burgfriedensschlusses 1914/15, Essen 1994, S. 91ff.

Links zu den Quellen: »Lübecker Volksbote« vom 25. August 1914, »Lübecker Volksbote«, »Volksstimme« (Magdeburg) und die »Volkswacht« für Schlesien, Posen und die Nachbargebiete vom 1. September 1914.