Briefe von der Front enthalten Friedensrufe
Von Kriegsbeginn an wurden in den Zeitungen des Kaiserreichs Auszüge aus den Feldpostbriefen der Soldaten an den Fronten veröffentlicht. Die Feldpost unterlag der Militärzensur. Diese achtete insbesondere darauf, dass keine kriegstaktischen oder die Moral schwächenden Passagen verbreitet wurden. Mit diesen Einschränkungen wurden persönliche Schilderungen der Kriegserlebnisse weitgehend gestattet. Neben Darstellungen von heroischen Kampfhandlungen und dem Alltag im Feld fanden so auch vereinzelt Berichte vom Grauen des Kriegs ihren Weg in die Heimat. Der Verdruss gegen den Krieg schien besonders unter den sozialdemokratischen oder ihr nahestehenden Soldaten zu wachsen.[1] Immer häufiger drückten sie in kurzen Sätzen ihren Wunsch nach baldigem Frieden, einem Ende der »Menschenschlächterei« oder gar Kritik an den »Anstiftern« des Völkermordens aus:
»Wie zufällig klingt´s mir ironisch in den Ohren: ›Der Krieg ist herrlich, der Krieg ist schön.‹ Käme mir der Schreiber dieser Zeilen einst zu Gesicht, ich wollt ihm seine Theorie austreiben.« (Dezember 1914) »Auf Grund meiner Betrachtungen hier kann ich Euch versichern, daß unter den seinerzeit aus dem Kriege heimkehrenden Soldaten hunderttausende feuriger Apostel des Friedens sein werden.« (Dezember 1914)[2][1] Vgl. Wolfgang Kruse, Krieg und nationale Integration. Eine Neuinterpretation des sozialdemokratischen Burgfriedensschlusses 1914/15, Essen 1994, S. 184ff.
[2] Diese und weitere Auszüge aus Feldpostbriefen, die in sozialdemokratischen Zeitungen wiedergegeben wurden, finden sich abgedr. in: ebd., S. 185ff.
Links zu den Quellen: »Volksstimme« (Magdeburg) vom 9. Dezember 1914 und vom 16. Dezember 1914, »Volkswacht« für Schlesien, Posen und die Nachbargebiete vom 2. November 1914 und »Lübecker Volksbote« vom 15. Januar 1915.