Pistolenschüsse im Pariser »Café du Croissant«
Am 31. Juli 1914 wurde der Wortführer und wichtigste Vertreter der französischen Sozialisten Jean Jaurès in Paris von einem Nationalisten mit zwei Pistolenschüssen ermordet.[1] Während man im SPD-Parteivorstand gemeinsam mit dem Fraktionsvorstand an diesem Tag die unterschiedlichen Positionen zu möglichen Kriegskrediten erörterte, wurde Hermann Müller nach Paris gesandt, um mit den französischen Sozialisten eine gemeinsame Taktik im Falle eines Kriegsausbruchs abzusprechen. Als am nächsten Tag die Nachricht vom Mord eintraf, waren alle »geradezu betäubt«.[2] Nicht zuletzt weil sich Jaurès intensiv für die Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich und den Frieden eingesetzt hatte, sorgte der Mord gerade in dieser Situation für besondere Bestürzung. Arthur Crispien, Redakteur der »Schwäbischen Tagwacht«, verband die Trauer um den Gesinnungsgenossen mit der Hoffnung auf einen Umsturz der Entwicklungen. Am 1. August schrieb er in sein Tagebuch:
»Jaurès am 31. Juli in einem Pariser Café meuchlings von einem chauvinistischen Fanatiker erschossen. Möchte dieser Mord doch eine Revolution in Frankreich entfesseln!!«[3]
[1] Vgl. Die Ermordung Jaurès (Titelblatt und Rubrik: Aus der Partei), in: »Lübecker Volksbote« vom 3. August 1914.
[2] Vgl. Philipp Scheidemann, Memoiren eines Sozialdemokraten, Bd. 1, Dresden 1928, S. 247f.
[3] 1/ACAA000006, Nachlass Arthur Crispien, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Mehr Quellen zu Jean Jaurès (frz.): 2014 année Jaurès.