2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Die »Urkatastrophe« ist mit der Entwicklung der europäischen und globalen Arbeiterbewegung eng verbunden, wurde sie doch zum Auslöser einer folgenreichen Spaltung der Arbeiterbewegung. Sie hatte bis dahin in sich widerstreitende politische Ausrichtungen in ihren jeweiligen nationalen Parteien und auch in der Sozialistischen Internationale integriert. Die widersprüchlichen Ansätze eskalierten an der Frage der Zustimmung zum Krieg.
Auch als nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers die Kriegsvorbereitungen offensichtlich wurden, glaubten nur wenige an einen tatsächlichen Ausbruch des Kriegs. Diese Selbstillusion hielt bis in die letzten Julitage an. Die deutsche Arbeiterbewegung hoffte noch am 25. Juli an die Kraft der Diplomatie und rief zum Protest gegen den Krieg auf. Nur wenige Tage später folgte die Kehrtwende.
Niemand hatte diesen Krieg ernsthaft kommen sehen, auch wenn sich seit Jahren ein prekäres, aber scheinbar stabiles Geflecht der internationalen Beziehungen gebildet hatte. Insbesondere die Arbeiterbewegung traf die kommende Realität des Kriegs mit voller Wucht, hatte sie doch seit Langem einen Internationalismus und Antimilitarismus gepflegt, der nun im Zuge der nationalen Überwölbung plötzlich ins Leere fiel. Die Fassungs- und Orientierungslosigkeit der deutschen Arbeiterbewegung wird sowohl in dem langen Festhalten an eingeübter Rhetorik wie auch dem schnellen Wandel in den Anfangstagen des August 1914 deutlich.
In diesem Blog wird der Alltag der deutschen Arbeiterbewegung des Jahres 1914 durch Quellen abgebildet, in denen die verschiedenen Zweige der Arbeiterbewegung zu Wort kommen wie auch einzelne Personen mit ihren Tagebucheinträgen. Er zeigt die gesamte Breite der Themen und der Vielfalt der Perspektiven und ihre Zerrissenheit.