Vertreter der II. Internationale sprechen sich für eine schiedsgerichtliche Einigung aus
Nach eingängiger Beratung veröffentlichte das Internationale Sozialistische Büro noch am 29. Juli 1914 einen Aufruf, in dem es die europäische Arbeiterklasse aufforderte, den Kampf um den Frieden und für eine schiedsgerichtliche Erledigung des österreichisch-serbischen Konflikts fortzusetzen und zu verstärken.[1] Mittlerweile war dem SPD-Parteivorstand von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg die Botschaft übermittelt worden, man solle die sozialdemokratische Presse zur Zurückhaltung mahnen: Man drohte, dass, wenn es zum Krieg komme und der Belagerungszustand ausgerufen werde, dies für die Redaktionen allerlei Gefahren mit sich brächte.[2] Zugleich drückte er die Hoffnung aus, man könne den Konflikt auf den Balkanraum begrenzen. Der reformorientierte SPD-Reichstagsabgeordnete Albert Südekum war mit dem Reichskanzler in Kontakt getreten: Im Namen von Friedrich Ebert, 0tto Braun, Hermann Müller, Friedrich Bartels und Richard Fischer teilte er mit, dass keine Streikaktionen geplant seien.[3]
[1] Vgl. die Einträge zum 29. Juli 1914, in: Franz Osterroth/Dieter Schuster, Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Electronic ed., Bd. 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, Bonn 2001.
[2] Vgl. Philipp Scheidemann, Memoiren eines Sozialdemokraten, Bd. 1, Dresden 1928, S. 237.
[3] Vgl. Osterroth/Schuster, Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Vgl. dazu auch: Wolfgang Kruse, Krieg und nationale Integration. Eine Neuinterpretation des sozialdemokratischen Burgfriedensschlusses 1914/15, Essen 1994, S. 50f.
Links zu den Quellen: Broschüre zum X. Internationalen Sozialistenkongress in Wien 1914, Wien [1914] und »Volksstimme« (Magdeburg) vom 29. Juli 1914.