Burgfrieden unter Vorbehalt?

SPD-Fraktionsvorstand diskutiert über erneute Kriegskredite

Am Abend des 5. November 1914 hatten sich Hugo Haase, Philipp Scheidemann und Eduard David im Reichsamt des Innern zu einer Besprechung mit dem Stellvertreter des Reichskanzlers Clemens Delbrück und dem Chef der Reichskanzlei Arnold Wahnschaffe getroffen. Delbrück informierte die Sozialdemokraten, dass es im Reichstag eine neue Kriegskreditvorlage geben würde, und drückte seine Erwartung aus, dass alles so ablaufe wie am 4. August. Bei dieser Gelegenheit rügten die SPD-Mitglieder die Höchstpreise für Getreide und die in ihren Augen mangelhaften Unterstützungshilfen für Landarbeiterinnen, für Wöchnerinnen und für Angehörige von Soldaten seitens des Staats. Ohne ein Einlenken der Regierung in diesen Punkten wäre an einen reibungslosen Ablauf der Reichstagsabstimmung nicht zu denken. Die Regierungsvertreter räumten daraufhin die Zusammenkunft einer freien Kommission ein, die den Parteien vor der Reichstagssitzung die Möglichkeit zur Aussprache bieten sollte.[1]

In den Folgetagen setzte Eduard David alles daran, seine Genossen davon abzubringen, die Bewilligung der Kredite von diesen Forderungen abhängig zu machen.[2] In der Sitzung des SPD-Fraktionsvorstands am 19. November 1914 wurde das weitere Vorgehen diskutiert. Haase schlug vor, nur zwei bis drei Milliarden zu bewilligen, um möglichst bald darauf eine erneute Vorlage zu erzwingen. Georg Ledebour unterstützte Haases Vorschlag. David widersprach und argumentierte für die völlige Einhaltung des Burgfriedens. Andernfalls wäre die innenpolitische Lage der Partei gefährdet und auch die Außenwirkung verhängnisvoll:

»Die Engländer, Franzosen, Russen würden durch die Hoffnung auf innere deutsche Spaltung in ihrer Beharrungsenergie gestärkt werden. Nicht dem Frieden, sondern der Fortsetzung des Kampfes bis zum Weißbluten würde damit gedient.«[3]

David konnte überzeugen: Gegen die Stimmen von Ledebour und Haase wurde die erneute Zustimmung zu Kriegskrediten in der vollen Höhe von fünf Milliarden Mark vom Fraktionsvorstand beschlossen.[4]

[1] Vgl. den Eintrag zum 5. November 1914, in: Das Kriegstagebuch des Reichstagsabgeordneten Eduard David 1914 bis 1918, bearb. v. Susanne Miller (= Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Erste Reihe: Von der konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Republik, hrsg. v. Werner Conze u. Erich Matthias, Bd. 4), Düsseldorf 1966, S. 62.
[2] Vgl. ebd., Einträge zum 7., 14. und 17. November 1914, S. 64ff.
[3] Ebd., Eintrag zum 19. November 1914, S. 69.
[4] Ebd., S. 70.

»Der Krieg und die Frau«

Sozialdemokratin Wally Zepler sieht die Zeit für eine Gleichberechtigung der Geschlechter gekommen

Postkarte des Nationalen Frauendienstes Frankfurt am Main 1914. Quelle: Pictura Paedagogica Online, Bildarchiv zur Erziehungsgeschichte, Universität Hildesheim, http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t_direct=x&f_IDN=b0082777hjld.

Postkarte des Nationalen Frauendienstes Frankfurt am Main 1914. Quelle: Pictura Paedagogica Online, Bildarchiv zur Erziehungsgeschichte, Universität Hildesheim, http://www.bbf.dipf.de/cgi-opac/bil.pl?t_direct=x&f_IDN=b0082777hjld.

Am 11. November 1914 erschien in den »Sozialistischen Monatsheften« ein Artikel der Berliner Sozialdemokratin Wally Zepler über die Rolle der Frauen im Krieg. Zunächst lobte sie die Beteiligung von Sozialdemokratinnen im »Nationalen Frauendienst«. Dieser führte unter anderem Schulungen für die Haushaltsführung in Kriegszeiten durch und sammelte Gelder, um Hilfen für Arbeitslose, Arme, Waisen und Kinder zu organisieren.[1] Die Zusammenarbeit mit bürgerlichen Frauen war für Zepler mehr als nur aus der Not des Kriegs heraus geboren. Sie sah darin die Chance, auf Grundlage der den Klassen gemeinsamen Kriegserfahrung, die Gleichberechtigung der Geschlechter voranzubringen. Im Gegensatz zu anderen Sozialdemokratinnen wie Rosa Luxemburg, Clara Zetkin oder Luise Zietz betrachtete die dem rechten Parteiflügel zuzurechnende Gattin eines Berliner Frauenarztes den Krieg als »praktische Schule des Sozialismus« und erhoffte sich vom Schrecken einen fruchtbaren Impuls für die Zukunft der Nation:

»Es sah freilich in diesen Tagen so aus, als sei gerade umgekehrt für das Leben der Frauen alles modernere Denken wieder ausgelöscht, als kehre man von neuem zu den ursprünglichen Zeiten zurück, in denen der Mann als kriegerischer Held die Fluren des Landes verteidigte, die Frau seine Wunden verband und Haus und Familie besorgte. […] Die historische Aufgabe des weiblichen Geschlechts allein sollte die gleiche bleiben wie vor Tausenden von Jahren, während die Erde ringsum sich mit erstaunlicher Raschheit verändert? Nein, schärfer als in diesen Tagen kann es den Frauen kaum ins Bewußtsein gerufen werden: Nicht mit dem edelsten Willen und der aufopferndsten Hilfsbereitschaft schafft man jetzt mit an dem Aufbau kommender Kultur; dazu bedarf es des ernsten Wissens, planmäßiger Schulung, der Beherrschung aller Arbeitssysteme auf irgendeinem Gebiet, der vollen Eingliederung in den Gesamtorganismus des öffentlichen Lebens.«[2]
Anzeige eines vom »Nationalen Frauendienst« organisierten Vortrags des Berliner Rechtsprofessors Wilhelm Karl, Mitglied der Nationalliberalen Partei, in der »Volksstimme« (Magdeburg) vom 11. November 1914.

Anzeige eines vom »Nationalen Frauendienst« organisierten Vortrags des Berliner Rechtsprofessors Wilhelm Karl, Mitglied der Nationalliberalen Partei, in der »Volksstimme« (Magdeburg) vom 11. November 1914.

[1] Vgl. Andrea Süchting-Hänger, Nationaler Frauendienst, in: Gerhard Hirschfeld/Gerd Krumeich/Irina Renz (Hrsg.), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn/München etc. 2003, S. 731–732.
[2] Wally Zepler, Der Krieg und die Frau, in: Sozialistische Monatshefte, 11. November 1914, S. 1184–1190, hier: S. 1188f.

Link zur Quelle: »Volksstimme« (Magdeburg) vom 11. November 1914.

Machtspruch in Stuttgart

Die Leitung der Redaktion der »Schwäbischen Tagwacht« wird ersetzt

Der SPD-Parteivorstand und der rechte Flügel sahen die Autorität der Parteiführung durch Zeitungen, die sich verhalten und vorsichtig weiterhin kritische Töne zum Krieg und zum Burgfrieden erlaubten, zunehmend gefährdet. Eines dieser Blätter war die in Stuttgart ansässige »Schwäbische Tagwacht«. Die Redakteure Arthur Crispien, Edwin Hoernle und Jacob Walcher vertraten dort zwischen den Zeilen ihre oppositionelle Haltung und verzichteten auf bestimmte Kriegsmeldungen. Der württembergische SPD-Landesvorstand reagierte und bestimmte am 4. November 1914 Wilhelm Keil zum Chefredakteur. Keil hatte schon vorher für die Tagwacht gearbeitet, die Redaktion aber infolge der jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Reformisten und linken Sozialdemokraten in Württemberg verlassen. Nun bestimmte er wieder die Inhalte.[1] Eduard David notierte dazu am 5. November in sein Tagebuch, der württembergische Landesvorstand habe »einen Staatsstreich gemacht« – »Hoffentlich halten sie es nun auch durch«.[2] Der Flügelkampf innerhalb der württembergischen SPD spitzte sich in der Folgezeit weiter zu. Die Gegner des Burgfriedenskurses sammelten sich in separaten Ortsvereinen und gründeten 1915 ein eigenes Parteiorgan.4.11. Machtspruch in Stuttgart_Lübecker Volksbote 10.11._Sozialdemokratie1914

Bericht des »Lübecker Volksboten« vom 10. November 1914 zu den Parteistreitigkeiten in Stuttgart.

Bericht des »Lübecker Volksboten« vom 10. November 1914 zu den Parteistreitigkeiten in Stuttgart.

[1] Vgl. den Eintrag zum 4. November 1914, in: Franz Osterroth/Dieter Schuster, Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Electronic ed., Bd. 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, Bonn 2001 und die Kurzbiografie von Wilhelm Keil im Bestandskatalog des Archivs der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung.
[2] Das Kriegstagebuch des Reichstagsabgeordneten Eduard David 1914 bis 1918, bearb. v. Susanne Miller (= Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Erste Reihe: Von der konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Republik, hrsg. v. Werner Conze u. Erich Matthias, Bd. 4), Düsseldorf 1966, S. 62.

Link zur Quelle: »Lübecker Volksbote« vom 10. November 1914.

Profite durch den Krieg

Hermann Molkenbuhr kritisiert Preistreibereien bei Lebensmitteln

Vor Kriegsbeginn importierte das Deutsche Reich etwa 30 % seines Nahrungsmittelbedarfs, insbesondere Futtermittel und tierische Fette. Nun galt es, die Ernährungslage der Bevölkerung im Krieg durch politische Maßnahmen abzusichern. Um Spekulationen einzudämmen, wurden auf lokaler Ebene Höchstpreise festgesetzt. Da dies aber unkoordiniert und jeweils nur für einzelne Lebensmittel erfolgte, orientierten sich die Produzenten an den Sektoren, in denen die Preisgestaltung am meisten Profite versprach.[1] Die Folge war ein enormer Preisanstieg.

Schon im August 1914 hatten der SPD-Parteivorstand und die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands dem Reichsamt des Innern Maßnahmen zur Sicherung der Ernährung vorgeschlagen, die jedoch nicht umgesetzt wurden. SPD-Fraktionsvorsitzender Hermann Molkenbuhr bemängelte das halbherzige Vorgehen. Nachdem er sich in seinen Tagebuchaufzeichnungen zum 1. November 1914 über die immensen Höchstpreise für Getreide ausgelassen hatte, hielt Molkenbuhr summierend fest, dass ein anderes Gebaren gegebenenfalls auch friedensfördernde Wirkung haben könnte:

»Als oberster Grundsatz bei Bemessung der durch Gesetz festzusetzenden Preise sollte gelten: Der Krieg darf nicht ein gewinnbringendes Ereignis sein. Wie kann man von den Massen die Opfer des Krieges fordern, wenn andere sich durch den Krieg bereichern, also die Opfer der Massen erhöhen? Für viele Offiziere, Lieferanten und sonstige Geschäftsleute ist der Krieg ein profitables Geschäft. Man müßte Einrichtungen treffen, daß die Verluste gleichmäßig verteilt werden, also daß keiner gewinnt, dann würde die Friedensneigung bald allgemein werden, wodurch auch der Weg zum Friedensschluß gefunden würde.«[2]
Meldung des Magistrats der Stadt Breslau zur Festsetzung von Höchstpreisen für Schweineschmalz und Angaben zu den Höchstpreisen für den Kleinhandel aus der »Volkswacht« für Schlesien, Posen und die Nachbargebiete vom 11. November 1914.

Meldung des Magistrats der Stadt Breslau zur Festsetzung von Höchstpreisen für Schweineschmalz und Angaben zu den Höchstpreisen für den Kleinhandel aus der »Volkswacht« für Schlesien, Posen und die Nachbargebiete vom 11. November 1914.

Da es an Fleisch und Getreide mangelte, griff man auf Obst und Gemüse zurück – gern als Konserve. Anzeige aus der »Volksstimme« (Magdeburg) vom 4. November 1914.

Da es an Fleisch und Getreide mangelte, griff man auf Obst und Gemüse zurück – gern als Konserve. Anzeige aus der »Volksstimme« (Magdeburg) vom 4. November 1914.

Anzeige für »billige Butter« in Kriegszeiten aus der »Volksstimme« (Magdeburg) vom 3. November 1914.

Anzeige für »billige Butter« in Kriegszeiten aus der »Volksstimme« (Magdeburg) vom 3. November 1914.

[1] Vgl. Gustavo Corni, Ernährung, in: Gerhard Hirschfeld/Gerd Krumeich/Irina Renz (Hrsg.), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn/München etc. 2003, S. 461–464, hier: S. 461.
[2] Bernd Braun/Joachim Eichler (Hrsg.), Arbeiterführer – Parlamentarier – Parteiveteran. Die Tagebücher des Sozialdemokraten Hermann Molkenbuhr 1905 bis 1927, München 2000, S. 233f.

Links zu den Quellen: »Volkswacht« für Schlesien, Posen und die Nachbargebiete vom 11. November 1914, »Volksstimme« (Magdeburg) vom 3. November 1914 und vom 4. November 1914.

Kriegsspiele

Bezirksleitungen der Jugendausschüsse lehnen militärische Früherziehung der Jugend ab

Am 25. Oktober 1914 beschloss eine Konferenz der Bezirksleitungen der »Jugend-Ausschüsse«, sich nicht an der Unterstützung militärischer Jugendkompanien zu beteiligen.[1] Schon Anfang September hatten sich der SPD-Parteivorstand und die »Zentralstelle für die arbeitende Jugend« gegen kriegerische Erziehung ausgesprochen. Damit blieb die Partei ihrem schon vor dem Krieg gültigen Grundsatz, eine Militarisierung der Jugend zu verhindern, treu. Die Jugendkompanien waren meist an Turn- und Sportvereine angegliedert, basierten auf freiwilliger Teilnahme und sollten durch Wehrübungen propagandistisch und körperlich auf einen späteren Kriegseinsatz vorbereiten. Geübt wurden Exerzieren, Entfernungsschätzen, Marschieren und der Umgang mit Waffen – Inhalte, die auf die Jugend wenig motivierend wirkten, weshalb die Kompanien auch außerhalb des Arbeitermilieus nicht den gewünschten Erfolg verbuchen konnten.[2]

»Krieg ist kein ›Spiel‹« – Mahnung des »Lübecker Volksboten« vom 27. Oktober 1914, Kriegsspiele der Kinder zu unterbinden und sie stattdessen zu gegenseitiger Hilfsbereitschaft zu erziehen.

»Krieg ist kein ›Spiel‹« – Mahnung des »Lübecker Volksboten« vom 27. Oktober 1914, Kriegsspiele der Kinder zu unterbinden und sie stattdessen zu gegenseitiger Hilfsbereitschaft zu erziehen.

[1] Vgl. den Eintrag zum 25. Oktober 1914, in: Franz Osterroth/Dieter Schuster, Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Electronic ed., Bd. 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, Bonn 2001.
[2] Vgl. Peter Tauber, Vom Schützengraben auf den grünen Rasen. Der Erste Weltkrieg und die Entwicklung des Sports in Deutschland, Berlin/Münster 2008, S. 153f.

Link zur Quelle: »Lübecker Volksbote« vom 27. Oktober 1914.

Ausschluss aus der Internationale?

Mitglieder des Internationalen Sozialistischen Büros erwägen den Hauptsitz zu verlegen, andere möchten die SPD ausschließen

Am 17. Oktober 1914 besuchte der niederländische Sozialist Pieter Jelles Troelstra den Parteivorstand der SPD, um mit diesem über die Verlegung des Sitzes des Internationalen Sozialistischen Büros (ISB) von Brüssel nach Den Haag zu verhandeln. Troelstra hatte diesbezüglich bereits mit skandinavischen Sozialisten korrespondiert und plante nach seinem Besuch in Deutschland, die schwedischen und die schweizer Genossinnen und Genossen aufzusuchen. Letztere hatten gemeinsam mit den Italienern Bern als Alternative vorgeschlagen. Im Falle einer Verlegung des Sitzes in die Schweiz befürchtete Otto Braun jedoch, dass das ISB eine reine »Filiale« der französischen Sozialisten werde. Schon die im Namen des ISB von belgischen und französischen Sozialisten erhobenen Vorwürfe einer deutschen Kriegsschuld hatten die SPD-Führung verärgert. Nun waren zudem noch Äußerungen belgischer Sozialisten bekannt geworden, die Deutschen seien allesamt Verbrecher und Dummköpfe und die SPD solle aus der Internationale ausgeschlossen werden.

Der Angliederung des ISB an die niederländische Partei stimmte man seitens des SPD-Parteivorstands für die Dauer des Kriegs zu. Das Vorhaben Troelstras, möglichst bald eine Friedenskonferenz abzuhalten, wurde kritischer bewertet.[1] Das Festhalten am Burgfrieden und die Verpflichtung gegenüber der eigenen Nation überwogen. Ähnlich dachte man in Frankreich. Jean Longuet schrieb am 19. Oktober in der »L’Humanité«, dass ein Kongress unter den derzeitigen Bedingungen verfrüht wäre. Zunächst müsse – nach all dem vergossenen Blut und den Tränen – eine Entscheidung erfochten werden.[2]

Otto Braun vertraute seinen Tagebuchaufzeichnungen seine Skepsis gegenüber Troelstras Einschätzung der Situation an:

»Ich kann auch Tr.[oelstra] in der Beurteilung dessen, was nach dem Kriege kommt, nicht zustimmen. Er meint, ein entscheidender Sieg wäre uns deshalb nicht zu wünschen, weil er den deutschen Imperialismus und Militarismus zu sehr stärken würde, eine Niederlage Deutschlands sei aber im Interesse des deutschen Proletariats noch weniger erwünscht. Am günstigsten wäre eine unentschiedene Sachlage, die einen Kompromissfrieden zeitigt und weiter eine innerparlamentarische Konferenz auslöst, die die allgemeine Abrüstung anzubahnen hätte, die dann nach der Schwächung aller Nationen nach den grossen Verlusten Aussicht auf Erfolg hätte. Ob in den anderen kriegführenden Ländern die Hoffnungen Troelstras Aussicht auf Verwirklichung haben, kann ich nicht beurteilen. In Deutschland, glaube ich aber, würde so ein unentschiedener Ausgang des Krieges, so ein Versumpfen nichts weiter als einen latenten Kriegszustand zur Folge haben. Nicht abrüsten, sondern ein noch wahnsinnigeres Wettrüsten als bisher würde einsetzen, um die ausgebliebene Entscheidung nach einigen Jahren in einem noch entsetzlicheren Kriege zu erzwingen.«[3]
Im Januar 1915 trafen sich in Kopenhagen Vertreter der skandinavischen und der niederländischen Sozialisten zu einer Friedenskonferenz. Mit dabei waren Pieter J. Troelstra, Hjalmar Branting, Thorvald Stauning und auch Carl Legien. Quelle: Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, 6/FOTA069194.

Im Januar 1915 trafen sich in Kopenhagen Vertreter der skandinavischen und der niederländischen Sozialisten zu einer Friedenskonferenz. Mit dabei waren Pieter J. Troelstra, Hjalmar Branting, Thorvald Stauning und auch Carl Legien. Quelle: Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, 6/FOTA069194.

[1] Vgl. zum gesamten oberen Abschnitt den Eintrag vom 17. Oktober 1914, Otto Braun, Tagebuch, S. 58f., Nachlass Otto Braun, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung.
[2] Vgl. Parteiangelegenheiten, in: »Volkswacht« für Schlesien, Posen und die Nachbargebiete vom 29. Oktober 1914.
[3] Eintrag vom 17. Oktober 1914, Otto Braun, Tagebuch, S. 60 (Unterstreichung im Original).