Keine Beteiligung an Jugendwehr

SPD-Parteivorstand und Zentralstelle für arbeitende Jugend lehnen Kriegserziehung ab

In einer gemeinsamen Sitzung von SPD-Parteivorstand und der von Friedrich Ebert geleiteten »Zentralstelle für die arbeitende Jugend« wird eine Beteiligung an der Jugendwehr einstimmig abgelehnt. Die Ziele der Jugenderziehung (Entflammen und Hingabe für Vaterland, Kaiser und Reich sowie die Entfachung von Zorn gegen den Feind) entsprächen nicht den Vorstellungen der Sozialdemokratie, so die Begründung. Am 16. August 1914 hatte die preußische Regierung eine Verfügung erlassen, die alle Jugendlichen ab dem 16. Lebensjahr zu militärischen Hilfsdiensten verpflichten sollte. Diese Militarisierung der Jugend war schon vor Kriegsausbruch mit Besorgnis verfolgt worden. Obwohl Anhänger des rechten Parteiflügels wie Eduard David deutlich für eine Beteiligung eintraten, wurde auch bei einer erneuten Abstimmung im Oktober 1914 dagegen votiert.[1]

Plakat aus Stuttgart mit dem Aufruf, sich zur Jugendwehr anzumelden. Quelle: Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Plakat aus Stuttgart mit dem Aufruf, sich zur Jugendwehr anzumelden. Quelle: Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung.

[1] Vgl. Wolfgang Kruse, Krieg und nationale Integration. Eine Neuinterpretation des sozialdemokratischen Burgfriedensschlusses 1914/15, Essen 1994, S. 93, Anm. 33. Zu der Position Eduard Davids vgl. dessen Tagebuchaufzeichnungen: Das Kriegstagebuch des Reichstagsabgeordneten Eduard David 1914 bis 1918, bearb. v. Susanne Miller (= Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Erste Reihe: Von der konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Republik, hrsg. v. Werner Conze u. Erich Matthias, Bd. 4), Düsseldorf 1966, S. 33f.

Eine andere Position zur Jugendwehr vertrat etwa der württembergische Sozialdemokrat Hermann Mattutat in den »Sozialistischen Monatsheften«, er befürwortete eine Beteiligung der Arbeiterjugend: Hermann Mattutat, Jugendwehr und Arbeiterbewegung, in: Sozialistische Monatshefte, 1914, H. 20, S. 1240–1246.