Sozialdemokrat Wilhelm Haupt erhält zunächst die meisten Stimmen, unterliegt aber knapp in der Stichwahl
Das Wahlsystem im Kaiserreich sah vor, dass in jedem Wahlkreis ein Abgeordneter die absolute Mehrheit der Stimmen erreichen musste, um in den Reichstag gewählt zu werden. Wurde diese Mehrheit nicht erreicht, mussten sich die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen einer Stichwahl stellen. So erging es auch dem Sozialdemokraten Wilhelm Haupt, Redakteur der »Volksstimme« für Magdeburg. Als kritischer Redakteur war er mehrfach zu Geld- und Gefängnisstrafen verurteilt worden. Im Dezember 1913 entzog man ihm sogar das 1912 gewonnene Reichstagsmandat. Bei der Nachwahl am 10. Februar 1914 im Regierungsbezirk Magdeburg 3 erreichte er die meisten Stimmen (12.684 Stimmen), aber nicht die absolute Mehrheit und musste in einer Stichwahl gegen den deutschkonservativen Fabrikanten Martin Schiele (12.089 Stimmen) antreten. Noch sah es nach einem Wahlsieg des Sozialdemokraten aus, zumal die Parteiführung der Fortschrittlichen Volkspartei (FVP), deren Kandidat nicht mehr an der Stichwahl teilnahm, nun bei ihren Wählern für die Unterstützung Wilhelm Haupts warb.[1] Dennoch musste sich Haupt bei der Stichwahl am 20. Februar mit 15.259 Stimmen gegen 16.625 Stimmen für Schiele geschlagen geben. Zu viele ›Freisinnige‹ hatten den Konservativen unterstützt. Das amtliche Endergebnis wurde in der »Volksstimme« vom 22. Februar abgedruckt.
Link zur Quelle: »Volksstimme« vom 22. Februar 1914.
[1] Vgl. Volksstimme vom 19. Februar 1914, S. 1.